Samstag, 22. Februar 2014

In da Schmankerlstuab’n

Wie manche von euch ja vielleicht eh schon wissen, hatte ich die letzten 10 Tage Besuch von meinen lieben Freunden Veri und Aylin. Weil die Menschen in meinem Projekt (so nenn ich meine Arbeit) mich lieb haben, na ja und, weil ich halt doch nur Freiwillige bin, hab ich einfach einmal 4 Tage frei bekommen und plus zwei Tage Wochenende hat das für uns kleine Abenteurer ordentliche 6 Tage Adventure-Time bedeutet. Und über ein paar unserer Trip-Highlights möchte ich nun berichten.

Allen Menschen die jetzt noch weiterlesen muss ich an dieser Stelle ein Gelübde ablegen lassen. Ihr müsst versprechen, dass die Meinung, die ihr euch in den letzten Tagen/Wochen/Monaten/Jahren über meine Intelligenz gebildet habt, sich nicht von den Schmankerln beeinflussen lassen wird. Also, Hand aufs Herz und schwören.

Danke.

Schmankerl Nummer 1:

Unser Plan ist: in den Süden. Wir sitzen in unserem Auto, von einer Agentur mit dem vertrauenserweckenden Namen „Cheap Jeeps“ geliehen. Es ist ein Peugeot, ein kleiner Löwe, der in mitten von all den Super-Jeeps, welche die Isländer nun einmal fahren, wie ein besonders kleinwüchsiger Zwerg, zwischen einer Horde Hagrids aussieht. Sehr erfreut sind wir über das CD-Fach (das sogar funktioniert!!) und wir fahren mit viel Euphorie in der Laune, und Klopapier im Gepäck auf die Ringstraße (irgendwie die einzige Straße in Island :b) rauf, Richtung: Süden. Nach ungefähr einer halben Stunde beginnt in mir so etwas wie Verwunderung zu wachsen. „Bin ich nicht letzte Woche an genau dieser Landschaft vorbeigefahren? Nein. Das kann nicht sein. Letzte Woche ging’s nach Snaefellsness und das ist im Norden. Wir fahren aber in den Süden!“ Weil ich noch nie ein besonders skeptischer Mensch war und vielleicht auch, weil mein Orientierungssinn unter aller Sau ist, vergeht ungefähr eine weitere Viertelstunde bis ich meine: „Irgendwie glaub ich fahren wir in den Norden…“ Wir fahren also bei der nächsten Möglichkeit ein bisschen von der Straße ab und fragen einen alten Isländer ganz direkt: „Is this North?“ (wir deuten gerade aus) „Of course it is! Where do you want to go?“ Wir antworten alle gleichzeitig, etwas beschämt: „South…“

So kam es also, dass unsere Reise nach einer Dreiviertelstunde Einlaufphase aufs Neue losging. Dieses Mal ab in den Süden. Der Sonne hinterher, ey yo was geht, der Sonne hinterher!


Schmankerl Nummer 2:

Es wird langsam dunkel draußen. Nach ein paar Unternehmungen sind wir wieder im Auto und auf der Suche nach unserem ersten Schlafplatz. Zwar wollen wir auch einmal im Auto schlafen, aber in der ersten Nacht hat man sich noch ein bisschen mehr Komfort verdient, finden wir und so halten wir fleißig nach Bettzeichen Ausschau. Es vergeht nicht viel Zeit und wir sehen auch schon das erste. Wir fahren also zum Parkplatz und dann wundern wir uns etwas. Dieses „Guesthouse“ schaut irgendwie nicht anders aus, als ein ganz normales Familienhaus… Und vielleicht zeigt der Bett-Pfeil ja doch ganz wo anders hin… Naja mit dem Lied „Wer klopfet an? Oh zwei gar arme Leut.“ im Hinterkopf, klopfen wir tatsächlich an. Und wenn es auch einfach nur ein ganz normales Haus ist, wir suchen Herberg heut. Ein Junge, etwas älter als wir, kommt in Boxershorts und Schlaf T-shirt auf uns zu. „Hi, are you a guesthouse?“ fragen wir und zu unserer Überraschung ist die Antwort sogar „Yes.“ Aber momentan ist der Gute leider „full“ und so ist alles was er für uns tun kann uns ein paar andre Guesthouses zu empfehlen. Immerhin. Wir sitzen also wieder im Auto und fahren zum nächsten Guesthouse. Es befindet sich auf einem kleinen Hügel, neben einer Kirche. Das Licht ist an, es ist ein großes Haus. Wir atmen erleichtert aus. Hier wird man sich unserer annehmen, denken wir und kaum sind wir aus dem Auto gestiegen erwartet uns auch schon ein freundlich bellender, mit dem Schwanz wedelnder Hund. Er läuft mit uns hoch zum Eingang und wir klingeln. Einmal. Zwei Mal. Kann man noch ein drittes Mal klingeln oder ist das unhöflich? Klar kann man: 3 Mal und weil es ja erst 8 Uhr ist und wir schon ziemlich frieren und weil alle guten Dinge manchmal einfach 4 sind, noch einmal: 4 Mal. Niemand kommt. Wir sehen das Licht noch immer brennen und sind… verwundert… Aber gut, wenn man uns als zahlende Kunden nicht haben will, gehen wir eben zurück ins Auto. Das (oder etwas Ähnliches) denkt sich wohl auch der Hund, denn er springt einfach in unser Auto. Es ist zwar kein großer Hund, aber ich scheitere trotzdem kläglich bei dem Versuch ihn einfach wieder rauszuschieben. Er trägt eine Marke und auf der steht eine Telefonnummer drauf und Veri oder Aylin, ich weiß es nicht mehr, hat die grandiose Idee da anzurufen. Vielleicht hat der Hausherr unser Klingeln ja nur nicht gehört und täte nichts lieber als uns bei sich aufzunehmen. Ich rufe also an. „Was soll ich sagen? Was soll ich sagen?“, frage ich Veri und Aylin davor noch. Aber sie lachen nur. Ich stammle also unter Kichern so etwas wie „Hi. Are you a guesthouse? There is your dog. Inside our car“, hervor. Zugegeben- nicht die charmantaste Form um ein Bett zu bitten, aber: Scheiß der Hund drauf! Der Mann am anderen Ende findet die ganze Situation nur leider nicht einmal halb so komisch wie wir und will plötzlich den Namen des Hundes wissen. Zwar frage ich mich schon weshalb, aber ich lese eben einfach brav den Namen von der Marke ab. Nachdem das Gespräch sich noch etwas länger zieht und außer bizarr nur noch bizarrer wird, bemerkt Aylin das Bizarrste: Der Mann steht im Fenster und schaut genau auf den Parkplatz, in unser Auto… Wir finden das etwas eigenartig und Aylin packt mit all ihrer Kraft den armen, kleinen Tyrr, der fortan weiter in der Kälte frieren muss. Und wir sind abermals im Auto und halten Ausschau nach einem Bettzeichen.

 

Schmankerl Nummer 3:

Es ist der vorletzte Tag unserer Reise. Wir sind langsam etwas erschöpft von all unseren Abenteuern, haben weder Geld noch allzu viel Kraft übrig und unseren Vorsatz einmal im Auto zu schlafen, haben wir noch immer nicht in die Tat umgesetzt. Da sich ganz ohne Geld in der Tasche aber ohnehin schwer ein Schlafplatz finden lässt, finden wir die Nacht des Autos ist gekommen. Wir haben gerade eine kleine versteckte, Hot Spring entdeckt, wie sie es in Island häufig gibt. Sie ist nahe an einem kleinen Parkplätzchen, der sich irgendwo im Nirgendwo befindet und sehr warm. Als Betthupferl sozusagen nehmen wir also ein Bad im 38° heißen Wasser und ahnen noch nicht welcher Horror uns heute noch bevor steht. Als es langsam dämmert und die Dunkelheit beginnt den Himmel für sich zu gewinnen beschließen wir, dass es an der Zeit ist. Wir fahren noch einmal zu einer Tankstelle, putzen uns unsere Zähne, gehen aufs Klos und fahren mit dem Auto wieder zurück ins Nirgendwo, an unser kleines Parkplätzchen. Die Schlafsäcke haben wir ausgepackt, uns haben wir schön eingepackt und die Heizung hat dafür gesorgt, dass es (noch) angenehm warm im Auto ist. Natürlich, ein bisschen Wärme wird wieder rausgehen und ein bisschen Kälte wird wieder reinkommen, aber so schlimm wird das schon nicht sein! Naja… ich habe meine Lektion gelernt. Winter ist halt doch Winter, Island halt doch Island, im Auto schlafen kein großer Komfort und Kälte schrecklich… Nicht unoft bin ich diese Nacht wach gelegen und habe um meine Füße gefürchtet. Die kamen mir stellenweise nämlich kurz vor dem Erfrierungstod stehend vor und auch meine Freunde würden dem Hotel Auto definitiv keine fünf Sterne geben. Als so gegen halb neun die Sonne aufging waren wir also alle megaglücklich endlich erlöst zu sein und als wir dann unser Frühstück in unserer persönlichen heißen Quelle einnahmen, waren die 3 Stunden Schlaf die wir diese Nacht bekommen hatten und die 6 Stunden Frieren und Todesängste durchleiden, schon fast vergessen. Weil ein Abenteuer ist im Auto schlafen halt doch. :b

Ja meine Lieben. Das waren jetzt auch schon alle Schmankerl. Ich hoffe ihr hattet Spaß und wir sehen uns bald wieder mit ein bisschen Spannung und toller Hüttengaudi!