Mittwoch, 30. Juli 2014

Zwischen Abschiedsschmerz und Farwellstress

Ein letztes Mal sitze ich auf dem blau bemalten Picknicktisch in der Innenstadt Reykjavíks und sehe mir die Menschen an. Sie tragen Sonnenbrillen, Sandalen mit Wollsocken und teilweise auch Hüte. Die Touristen sind in der Überzahl- fast höre ich mehr Deutsch als Isländisch. Das Wetter ist gut: es regnet nicht. Ein letztes Mal (und vielleicht auch zum ersten Mal :b) strahlt mir die isländische Sonne ins Gesicht, ich muss niesen und blinzeln.

Zwischen Abschiedsschmerz und Farwellstress vergesse ich zu denken, beginne zu sinnieren. Philosophiere über Zeit und Liebe und allerhand andere Abstrakta. „Sowie ein Tag in die Nacht übergeht, geht Sommer hier in Winter über“, denke ich und komme mir unheimlich schlau vor, während ich um 0 Uhr in meinem Zimmer sitze und zum ersten Mal wieder elektronisches Licht anmachen muss. Die wiederkehrende Dunkelheit kommt mir vor wie eine Metapher nur für mich. Mein Jahr in Island geht zu Ende und es wird wieder dunkel.

Ein neuer Abschnitt meines Lebens fängt an und zu Beginn werde ich wohl manchmal eine Taschenlampe brauchen. Werde mir meinen Weg durch den neuen Irrgarten, den das Leben mir bieten wird, erst bahnen müssen; werde auf Hindernisse stoßen und sie überwinden; werde Neues erleben und lernen; werde Höhen und Tiefen erfahren, nur damit dann wieder Nacht werden kann- bis erneut ein neuer Tag beginnt.

Es ist ein wiederkehrender Rhythmus. Ganz so wie in meinem Waldorf Kindergarten: Morgenkreis- Trinkzeit- Draußenzeit- Mittagessen- Freies Spiel- Singstunde- Trinkzeit- Draußenzeit. Sie werden mir abgehen, die kleinen Kinder mit ihren verrotzten Nasen, mit ihren vollen Windeln und mit ihren wunderschönen Herzen. Sie werden mir abgehen- all die mysteriösen, mystischen, feengleichen Isländer mit ihrem abstrusen Kleidungsstil und ihren „Wochenend-Bands“. Sie werden mir abgehen- meine Mitarbeiter: Sandra, wenn sie mal wieder „all over the place is“ und trotzdem noch 5 Tassen Kaffee trinkt; Saevar, wenn er in die Küche kommt nur um sich zu beschweren, dass niemand Geburtstag hat und es demnach keinen Kuchen gibt; und Alma, wenn sie sich, mit drei schreienden Kindern im Schlepptau, in aller Ruhe einen Tee zubereitet. Sie werden mit abgehen- meine Mitbewohner: Kike, wenn er um 9:30 zu frühstücken beginnt, während er eigentlich ab 9 Uhr in der Arbeit sein sollte; Maria, wenn sie mich fragt ob sie Doritos kaufen soll, damit wir eine Versorgung haben, wenn wir uns am Abend eine Folge Charmed ansehen werden; ja sogar Filip, wenn er sich darüber beschwert, dass wir zu laut lachen. Sie werden mir abgehen all die Freunde die ich hier gefunden habe, sie werden mir abgehen alle magischen Momente. 

Ja Island- ich gebe es zu, ich werde dich vermissen.

Die Melancholie geht mit mir durch und ich reite auf ihr wie auf einem fliegenden Teppich. Ich höre eigentlich außer „Melancholy Hill“ von den Gorillaz nichts anderes mehr und Zeit kommt mir vor wie ein vom Mensch erfundenes, wirres Konstrukt.

Meine „Zeit“ in Island geht zu Ende.

Ich wiederhole es einige Male in meinem Kopf und ich kann es noch nicht ganz begreifen.

Vielleicht verstehe ich es wenn ich 80 Jahre alt bin und mit meinem Mann auf unserer Hollywood-Schaukel sitze und über vergangene Tage rede; vielleicht verstehe ich es aber auch schon morgen. Morgen- wenn ich im Flugzeug sitze und die eine oder andere Träne vergieße. Tränen die nicht bitter schmecken, sondern süß. Ein anderes Lied, das ich momentan hören kann: „Bitter Sweet Symphony“ (cause it’s a bittersweet symphony- that’s life).


Aber ich bevorzugte schon immer Schokolade und so bin ich glücklich, während nun auch dieser  Tag seine Augen schließt.


Mittwoch, 18. Juni 2014

Uuund: vorwärts, rückwärts, seitwärts- stopp!


 Heute ist der  18. Juni. Ohne viel zu rechnen können wir also feststellen, dass gestern der 17. Juni war. Und das, meine Lieben- ist der isländische Nationalfeiertag! Sind wir in Österreich es auch gewohnt an besagtem Tage höchstens deswegen glücklich zu sein, weil wir den ganzen Tag zuhause (im Bett) bleiben können und die Arbeit nicht nach uns ruft, dann haben die Isländer ganz andere Gründe. So etwas wie Nationalstolz gibt es hier nämlich. Nicht in Maßen, sondern in Massen!

Auf meinem Weg in die Stadt (man will ja schließlich nicht nur im Bett liegen, sondern seiner momentanen Residenz auch etwas Zoll gebühren) sah ich gleich als ich aus der Tür raus ging, die erste gehisste Island-Flagge. Noch ganz begeistert, wie ein Frosch der zum ersten Mal eine Fliege sieht, stürzte ich mich auf das gefundene Fressen und im Nu waren 3 Fotos geknipst. Plötzlich kam mir dann ein kleiner Junge mit seinem Vater entgegen- beide stolz eine Island-Flagge wedelnd.

 Ich hatte also eine Mission: alle Flaggen die mir auf meinem Weg begegnen würden, zu fotografieren!

Die Mission ist gescheitert.. Leider bin ich nicht Kim Possible, sondern wohl eher Sofia Impossible- aber ganz ehrlich, diese Mission war auch einfach zu hoch angesetzt. Wohin ich auch sah- plötzlich war da überall dieses weiß-rote Kreuz auf blauem Stoff!

Selbst eine Blaskapelle stand da plötzlich an der großen Busstation. :o

Ich schätze die Unterschiede im Feiern des Nationaltags lassen sich auf eine, doch sehr unterschiedliche, geschichtliche Vergangenheit zurückführen. Ich glaube auch ich würde in Österreich etwas verdutzt drein schauen, wenn plötzlich 3 Jugendliche, die österreichischen Fahnen schwingend und womöglich noch ein traditionelles Lied singend, vor mir her marschieren würden. Hat bei unserem Hintergrund, irgendwie doch einen bitteren Beigeschmack. Schade eigentlich.

Island aber ist noch eine ganz junge Nation. Ohne schlechtem Karma und ohne trauriger Vergangenheit. 70 Jahre ist es her, da hat man die damalig brenzlige Lage des über Island regierenden Dänemarks, gekonnt ausgenutzt. Damals hatte Dänemark anderwärtig genug Problem und so fragte man einfach zum richtigen Zeitpunkt die Gretchen-Unabhängigkeits-Frage und schwups dups, schon hatte man sie bekommen.

Dänemark hatte auch wirklich was anderes, als dieses eisige, dunkle Land, irgendwo im Norden, im Kopf.

So schön ich es also auch finde, wie man hier den Nationalfeiertag feiert, gestern war es mir ab einem Punkt dann zu viel des Guten… Die ganzen Straßen waren voll mit kleinen Ständen, von denen ein jeder aber das exakt gleiche Angebot hatte: Zuckerwatte, Hot Dog, Süßkram und… FAHNEN! Mit Kindern durch die Straßen zu gehen stelle ich mir schlichtweg als den größten Horror vor. „Mama kann ich eine Zuckerwatte haben?“ – „Nein.“, nächster Stand: „Mama, kann ich eine Zuckerwatte haben?“ etc, etc, etc. Und selbst wenn man sich für sehr gewitzt hielt und einfach bei dem ersten Stand „ja“ sagte, um die nächsten paar Stände seine Ruhe zu haben, dann waren da einfach so viele Stände, dass der Plan leider auch nicht aufging. Denn: auch Zuckerwatten sind leider endlich.

 Es hat ja nämlich alles ein Ende. Nur die Wurst hat zwei.
"das andre Bild"

Wo wir auch schon wieder bei ihr ankommen: Conchita Wurst. Ist mein Stolz deswegen so groß, weil ich mich gerade nicht in Österreich befinde, sondern in einem kleinen Land in dem man dem Eurovisions Contest so viel Bedeutung beimisst, dass es fast an ein mystisches Event grenzt? Oder ist auch ein jeder in Österreich, ganz gleich wie ich, noch immer super happy deswegen?

 Ich weiß es nicht. Und es wird mir vielleicht ein Rätsel bleiben, aber auf alle Fälle finde ich- diesen 26. Oktober sollten auch wir mit Fahnen rumlaufen und einmal wieder stolz auf unser Land sein. Ganz ohne gruselige, nationalsozialistische Hintergedanken, einfach nur, weil Österreich schon ein liebes Land ist.

Und, weil Zuckerwatte irgendwie geil schmeckt.

So, das war jetzt fast wie eine Rede und weil ich weiß, dass Reden wenn sie zu lange sind, meistens auch langweilig werden, unterbreche ich mich jetzt selbst und ende mit: 

Hab euch lieb und bis bald(o)!
Eure Sofia.

PS: Und um das andre Bild zu erklären, das da im Vordergrund bin ich (surprise :o) und dahinter ist unsre Base. :b Ein Zelt, das wir anstatt am Campingplatz, auf dem Spielplatz nebenan aufgestellt haben. :) (ich war letztes Wochenende nämlich campen- war toll! :))

Teil 1 der Fotoserie: Nationalfeiertag

Teil 2 der Fotoserie: Nationalfeiertag

Teil 3 der Fotoserie: Nationalfeiertag

Teil 4 der Fotoserie: Nationalfeiertag

Teil 5 der Fotoserie: Nationalfeiertag
Teil 6 der Fotoserie: Nationalfeiertag

Teil 7 der Fotoserie: Nationalfeiertag (hihi sogar in Schaufenstern feiern sie. :D)

Donnerstag, 5. Juni 2014

Wenn Dinge vom Himmel fallen


Bist du das nächste Mal in einer Bar und findest ein Mädchen/einen Kerl ansprechend, dann probier mal Folgendes: Geh auf den Auserwählten zu, stell dich hinter ihn, such nach dem Etikett des T-Shirts (Kleides/Hemds etc.) und sag dann: „Oh ich hätte schwören können „made in heaven“.

Du kannst auch Variante 2 ausprobieren, die mit: „Sag mal tut’s noch sehr weh?“ beginnt und wenn du darauf einen verdutzten Blick erntest mit „Als du vom Himmel gefallen bist mein ich“, weitergeht.

Denn manchmal fallen Dinge vom Himmel. Flugzeuge, Hagel, Sonnenhüte (die jemand der hoch oben ist fallen lässt), Steine und vieles, vieles mehr. Warum dann also nicht auch Menschen? Schließlich können doch auch Luftschlösser manchmal einfach so auf den Boden der Tatsachen zurück gezogen werden. Vielleicht sogar unter den Boden der Tatsachen und vielleicht auch nicht nur gezogen, sondern gezerrt.

Das nennt man dann vielleicht „Realitäts-Verlust“. Und genau so einen musste ich die letzten 4 Tage erleiden.

Da war meine Zeit in Island grade am blinken und blühen, am glitzern und glühen- als dann, so aus dem nichts, Maria (eine sehr gute Freundin von mir) sehr überstürzt und auf unbestimmte Zeit zurück nach Griechenland musste. Es handelt sich um persönliche Gründe und ich werde diese hier, weil ich die Privatsphäre anderer Leute akzeptiere, nicht weiter darlegen- so viel sei aber gesagt: manchmal ist das Leben unfair!

„Das Leben ist kein Ponyhof.“ (um Katja Ortner zu zitieren)

Es kam dann noch eine blöde, ganz unfaire Angelegenheit dazu (auch diese wieder anonym (oder so was ähnliches)) und nun fliegt diesen Sonntag auch meine andere wirklich gute Freundin zurück in ihre Heimat. Die eigentlich so ganz und gar nicht mehr ihre Heimat ist…

„Das Leben ist kein Wurstsemmerl. Sonst hätt ich’s schon lang aufgegessen.“ (danke Katja ;-))

Öfters ist mir meine ganze Island-Erfahrung hier schon etwas surreal und wie ein einziger seeeehr langer Tag vorgekommen. „Wie ein Traum“, hab ich mir nicht selten gedacht, aber die letzten paar Achterbahn-Tage glichen dann doch mehr einem Alptraum. Trotz des selbstgemachten, Waldorf-Traumfängers.

Was aber tun, wenn das Luftschloss in viele kleine Scherben zerbricht?

Naja also ich persönlich wurde, als ich aus allen Wolken fiel, wenigstens auch mit allen Wassern gewaschen und so hab ich mir Kleber und Dixo geholt und begonnen eine neue Burg zu bauen. Und Gott sei Dank war ich ja eh auch schon immer mehr der Ruinen-Fan. :b

Es gibt als keinen Grund (mehr) sich um mich zu sorgen, denn ich bin wieder im grünen Bereich. Und ganz wie in „die Leiden des jungen Werthers“ (und generell allen Werken des Naturalismus) spielt das Wetter mit. Die ewig grauen Regenwolken haben sich halbwegs verzogen und ein Wochenende mit Temperatur-Höhen steht uns bevor. Um eine Mitarbeiterin zu zitieren: „There is a temperature high coming up! But you know. That means like… 20 Degrees or so.”

Auch gut, dann komm ich bei all den realitätsfernen Momenten, die ich hier erlebe, wenigstens nicht ins Schwitzen.

Hab euch lieb Freunde und Verwandte, Fremde (gibt es euch?) und Bekannte und geb euch telepathische Umarmungen!
Eure Sofia.

Sonntag, 18. Mai 2014

Alles Vampire!


An die sogenannten feinstofflichen Geister, (zu diesen zählen Gnome, Kobolde, Trolle, Elfen etc.) glaubt in Island eine ganze Menge Menschen. Diesbezügliche Studien variieren da zwar stark (manche meinen knappe 10% der Isländer glauben an die Existenz jener Wesen, während andere behaupten es wären unglaubliche 62%), aber ein gewisser „Aber“-Glaube ist auf jeden Fall vorhanden.

Isländische Folklore handelt  demnach etwa von einer Kuh die sich verirrt und gerade noch zwei Trollen entkommen kann oder aber von einem Elfen der in einem Wasserfall haust.
Selbst soweit, dass man das immer größer werdende Bäuchlein junger Mädchen, einem, in einer Steinhöhle wohnendem Elfen zuschrieb, ging man früher in kleineren Dörfern.

Und um ehrlich zu sein, wundern würde es mich persönlich nicht, wenn manche Isländerinnen noch aus zweiter Generation Elfenblut in ihren Adern fließen hätten. Denn wunderschön, das sind sie schon. (Und ich schätze einmal Elfen auch.)

So habe ich also lange Zeit angenommen, dass ich hier umgeben von Halbblutelfen bin- nur damit mein Weltbild nun erneut ordentlich zerrüttelt werden kann.

Denn ich muss feststellen: Es stimmt alles nicht! Die Isländer sind… VAMPIRE!

Wie könnte man es auch anders erklären?
Es gibt hier keine Nacht mehr. Ja gut. Noch gibt es diese zwei besonderen Stunden zwischen 12 und 2 Uhr in denen man sagen könnte „die Sonne scheint nicht.“ Aber hell ist es trotzdem noch. Und wenn man diese zwei Stunden verpasst, dann ist man- gelinde gesagt- sowieso im Arsch. Denn das Einschlafen wird somit zur Champions-Disziplin.

Und anders als diese vampirischen Isländer habe ich keine Jahre der Übung und des Trainings hinter mir und so ist mein armer Organismus ordentlich verwirrt. Was machen die Vögel hier denn eigentlich? Auch das ist eine Frage die mich brennend interessiert. Denn auf meinem „Wach-Bleiben-Rekord-Versuch“ sind sie und ihr (*hust*scheiß*hust*) Gezwitscher meine ständigen Begleiter.

Danke meine Vöglein- wenn auch meine Müdigkeit mich im Stich lässt, dann wenigstens ihr nicht.

Was macht man nun aber, wenn der Tag plötzlich nicht 12, sondern 24 Stunden hat? Ganz richtig! Man macht sich selbst um 4 Uhr in der Früh Seifenblasenlauge.

Dazu nehme man:

200ml Wasser
60ml grünes Spülmittel (wahrscheinlich ist die Farbe aber eigentlich egal)
Zucker/ Sirup oder anderes Bindemittel

Und wenn man dann nach weiteren 3 Folgen Bibi Blockberg noch immer nicht schläft, dann bläst man einfach voller Enthusiasmus seine kleinen, zarten, regenbogenfarbenen Bläschen der am Himmel stehenden Sonne entgegen. Ein jedes mit dem Wunsch versehen der Sonne auszurichten sie möge sich in der „Nacht“ doch bitte wenigstens hinter einer Wolke verstecken. So viel Anstand wird man ja wohl noch erwarten dürfen.

Um nun aber zu den feinstofflichen Geistern zurück zukehren (und ich hoffe zu ihnen zählen auch Vampire) liegt die Lösung ja wohl auf der Hand: Die Isländer können in Wahrheit auch nicht einschlafen, die tun nur so. Und Schlaf brauchen sie nämlich keinen, weil sie Vampire sind und wie ein jeder, spätestens nach Twilight, weiß, brauchen diese eben gar keinen Schlaf.

Es wird uns nun so Einiges klar. Wie die Isländer sich zum Beispiel so schnell von der Krise erholen konnten. Denn so ganz ohne Schlaf kann man pro Tag natürlich mehr Probleme bewältigen und Dinge erledigen, als mit diesem nervigen Getue.

So beschließe ich nun also mich einfach das nächste Mal, wenn wieder ein Kind in unserem Kindergarten durchdreht, einfach beißen zu lassen, anstatt es mit der ewig gleichbleibenden „Vid bitum bara braud“ (Wir beißen nur in Brot)- Leier zu langweilen.

Vielleicht aber tut es ja auch schon eine Schlafbrille.

Mal sehen. Ich halte euch am Laufenden (hab ja jetzt Zeit :b).



Sonntag, 27. April 2014

3 dumme Brüder


Es waren einmal vor langer, langer Zeit drei dumme, isländische Brüder. Diese drei dummen Brüder waren Königssöhne und eines Tages, als sie auf ihren edlen Rappen ausritten entdeckten sie eine heiße Quelle. Heiße Quellen waren in Island auch damals schon nichts Erstaunliches und anstatt in große Verwunderung zu geraten, zogen sie so einfach ihre Stiefel aus und rasteten für eine kurze Weile mit ihren Füßen im warmen Nass. Als sie alle zufrieden waren und befanden, dass sie sich lange genug ausgeruht hatten bemerkten sie in welch misslicher Lage sie sich nun befanden. Sie wollten gerne weiterziehen, aber dafür brauchte man doch seine Beine und wie wissen welche Beine nun wessen waren?! Schließlich waren da jetzt 3 Paar Beine, also 6 Stück in der heißen Quelle. Es war also sehr schwer zu erkennen welche die eigenen waren. Die drei dummen Brüder wussten weder ein noch aus und standen der Verzweiflung sehr nahe, als plötzlich ein fremder Wanderer mit Gehstock, der ihn wie einen weisen Mann wirken ließ, des Weges kam. „Oh weiser, fremder Mann. Kannst du uns aus diesem Debakel helfen?“ und schon erklärten die drei dummen Brüder aufgeregt ihr Problem. Darauf holte der weise Mann mit seinem Stock weit aus und schlug nach der Reihe auf alle Beine ein. Einer nach dem anderen schrien die dummen Brüder auf vor Schmerz und sprangen aus der heißen Quelle. „Hurra! Wir sind gerettet!“, meinten sie sogleich. „Danke alter, weiser Mann“ 
Denn ihre Beine hatten sie nun alle wieder gefunden.

Unsre heiße Quelle und bestimmt auch die der
3 dummen Brüder
Gestern habe ich mit zwei Freunden eine kleine Fahrradtour in die Stadt neben Reykjavík gemacht und dort gibt es neben einem Leuchtturm einen winzig kleinen Hot pot. Da haben wir auch unsere Socken ausgezogen und die Hosen hoch gestrickt und dann

ist ein Isländer des Weges gekommen. Mit „Hi!“ hat die Konversation begonnen und mit dieser Geschichte hat sie geendet. Dazwischen wurde nicht viel geredet, es war ein etwas bizarrer Zeitgenosse, der andere weniger gern zu Wort kommen ließ, aber ein sehr guter Geschichtenerzähler.

Jetzt kennt ihr also auch alle eine isländische Geschichte. Die von den drei dummen Brüdern. Frei nacherzählt von mir. :D


Hab euch lieb!

da ist der Hot Pot ganz in der Nähe

Freitag, 25. April 2014

Frohen Sommer und ein gutes neues Jahr!

Dass meine Eltern für 1o Tage bei mir zu Besuch waren, dass ich 2 Mal Angina hatte und blöde Antibiotika nehmen musste, dass ich noch immer in einem Kindergarten arbeite und dass es mir noch immer gefällt, das alles wissen die meisten Blogleser höchstwahrscheinlich eh bereits. (Entschuldigung die unspannende Vorwegnahme all dieser eigentlich doch höchst spannenden Erlebnisse für all diejenigen, die vielleicht noch nicht informiert waren.) Deshalb halte ich es auch für unwichtig näher als wie folgt darauf einzugehen.

1.       1. Urlaub mit Eltern = Seeehr cool!
2.       2. 1x Angina = Wä; 2x Angina = Doppel-Wä!
3.      3.  Kindergarton = noch immer gut

Diesen Blogeintrag möchte ich also einem anderen Thema widmen. Und zwar dem eingetroffenen Sommer!

Lange hat er auf sich warten lassen, viele Windböen, Schneestürme, Hagelschauer u.A mussten wir Reykjavíkaner auf uns nehmen aber schließlich und endlich ist er doch gekommen. Der gute, alte Sommer.

Zumindest auf dem Kalender.      
                                                                                                  
Denn das isländische Jahr ist bloß in zwei Jahreszeiten geteilt. Sommer und Winter. (Wobei man sich nicht sicher ist ob Winter und „Nicht so schlimmer Winter“ nicht die bessere Einteilung wäre) Und der Sommer beginnt jedes Jahr an einem Donnerstag zwischen dem 19. und dem 24. April, egal bei welchem Wetter.

Gähnend rubbelt Sveinn Gunnarson seine vom Schlaf noch ganz verklebten Augen. Es dauert eine Weile bis er es auch wirklich schafft sie zu öffnen. Selbstverständlich. Heute ist schließlich frei und da ist es nur natürlich, dass der Gute noch einen Kater von gestern hat. Mit etwas Mühe gelingt das Aufstehen dann schließlich aber doch. Fast ist Sveinn schon putzmunter, als er sich in seine Jean und in sein Hawai Hemd schwingt. Mehr braucht er heute ja auch nicht anzuziehen. Draußen auf der Straße trifft Sveinn auf Úlfur Olafson. "Hey Ùlfur!" meint er und : "Gleðileg sumar (Frohen Sommer)". Ùlfurs Antwort ist ident, genau so wie sein Kleidungsstil. Denn immerhin ist ja jetzt Sommer

So oder so ähnlich muss das mit den Isländern laufen. Egal welches Wetter, egal welche Temperatur. Der Sommer ist jetzt da und da ist es Zeit für die Sommergardarobe. Sandalen werden angezogen, auch wenn die Wollsocken darunter vielleicht nicht ganz so trendy aussehen.

Eric übertreibt's... :b

Auch meine Wg-Kollegen und ich haben den Sommer und unseren freien Tag fröhlich zelebriert und dank dem irren Freiwillgen aus Amerika auch ganz in isländischer Manier. (Oder vielleicht in… naja… weirdo-Manier…)

Ein Ausschnitt des Sommerfests:


So… Und weil ja Sommer ist und man im Sommer draußen ist, werd ich jetzt auch genau das tun. Nach draußen gehen. Um 9 Uhr am Abend. Denn: Die Sonne scheint und es ist hell!

Die (der) Mittsommernacht(smord) kann kommen!


Bussi ihr Lieben! 

Ein Sommerständchen nur für euch.

Montag, 31. März 2014

Endlich und “bitte bitte end nicht”


Da bin ich nun. 19 Jahre alt oder jung, (die Perspektive ist hier wieder einmal alles) und fühle mich wie neu geboren. Mit ganz viel positiver Energie, Sonnenschein und dem Herz hoffentlich am rechten Fleck, entdecke ich Island nämlich gerade wieder neu.

Die ganzen e-mails und Briefe (die eigentlich superduper lieb waren, eben bis auf diese Kleinigkeit) in denen mir vom österreichischen Frühling vorgeschwärmt wurde, konnte ich eine Zeit lang nicht mehr sehen. Sie ließen in mir unschöne Gefühle wie Wut, Neid und mehr Wut aufkommen und manchmal bekam ich sogar Lust mir einfach meine Zunge abzuschneiden, sie in ein Briefkuvert zu stecken und dann als Symbol des Trotzes dem Sender der frohen Frühlingsbotschaft zurück zu schicken.

Nein. Natürlich war das alles nicht ganz so schlimm. Und ja- ich übertreibe etwas. Aber nur etwas. Und womit ich nicht übertreibe ist die folgende Beschreibung vom letzten Donnerstag.

Am Donnerstag donnerte es- würde das Sams sagen. Aber ich bin nicht das Sams und in Island gibt es keine Gewitter. Was es aber gibt, sind 4 Jahreszeiten an nur einem Tag. Oder sogar in… nur einer Stunde. Letzter Donnerstag war einer jener Tage. Ich bin aufgewacht und die Sonne hat mir Regenbogen in mein Zimmer geworfen (ich hab nämlich so einen kleinen Kristall, der das Sonnenlicht irgendwie bricht und so ganz viele Regenbogen erschaffen kann) und so befand ich, dass es ein guter Tag werden würde und als ich mich folglich auf mein Rad schwang und im Kindergarten ankam und dann auch noch meine Lieblingstasse noch unverwendet, nur darauf wartend von mir mit Tee gefüllt zu werden, da stand, da war ich mir sicher. „Ja. Heute ist ein guter Tag.“ Als ich der Köchin in meinem Kindergarten von meinem Beschluss, oder meiner Feststellung (was auch immer) mitteilte, sah ich aus dem Fenster. Nur um noch einmal den Grund meiner guten Laune zu entdecken. Doch was musste mein armes Auge da plötzlich für Bilder an mein Gehirn senden?! Hagel. Nichts als Hagel fiel da plötzlich vom Himmel runter. Ganz so, als ob die Engelchen ganz widerlich schlimme Kinder in der Trotzphase waren und gerade mit all ihren sonst so netten Spielsachen um sich warfen. Naja. Aus Bengelchen wurde alsbald schon wieder Engelchen und die Sonne strahlte wieder was das Zeug hielt. So machte sie auch lange weiter. Um 5 aber, als ich mich mit einer Freundin traf um mit ihr gemeinsam zu einer Filmvorstellung zu gehen, begann es dann plötzlich zu schneien. Da juckte mich das alles aber schon nicht mehr sehr und so kratzte ich mich auch nur ein wenig, verwirrt am Kopf. Naja. Das war auch schon der Donnerstag.

Am Freitag hat ich frei. Würde das Sams nun sagen. Aber schon wieder kann ich ihm nicht zustimmen. Am Freitag hab ich nicht frei gehabt. Aber das war ganz egal, denn nach der Arbeit hab ich mich mit Maria (meiner griechischen Wg-Kollegin) trotzdem auf den Weg nach Akureyri, die kleine Hauptstadt des Nordens Islands, gemacht. Mit einem Schild in der Hand auf dem in Großbuchstaben „Akureyri“ stand und ein Herz gemalt war, machten wir uns auf die Reise. Jaja. Hitchhiken funktioniert in Island wirklich wie geschmiert! 4-5 Stunden braucht man von Reykjavík nach Akureyri, wenn man das Navigationssystem fragt, wir brauchten 4 ½. Nicht schlecht also.


Sofia über den Wolken

Da muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.


In Akureyri hatten wir eine schöne Zeit und am Sonntag auf dem nachhause Weg hab ich auf der Rückbank zweier 70 jähriger Isländer auch noch den wahrscheinlich ältesten Hund der Welt kennengelernt. Musa (auf Deutsch: Maus), eine superliebe Border-Collie Dame.
Katrina, Maria und ich :)

Ein cooles Elfenhaus, das Katrina und ich heute gebaut haben
Jaja… Jetzt meine Lieben, verabschiede ich mich auch schon wieder. Der Reis den ich mit Tee zusammen in den Mixer geworfen hab, wartet darauf von mir zu Reismilch (oder einem ähnlichen, etwas experimentelleren Getränk) gemacht zu werden und auch meine Wg Mitbewohner klopfen schon zum dritten Mal, weil sie mir wohl irgendetwas sehr Wichtiges und Lustiges zu zeigen haben.

Bis dann also. Viel Liebe und ganz viel Licht, eure Sofia. :)

Ps: Und ach ja, bei erneutem Durchlesen des Beginns dieses Textes bemerke ich gerade, dass der Titel noch nicht so ganz mit dem Rest zusammen passt… Dieses Ps soll das nun ändern. Also: Der Frühling ist jetzt da. Also Krokose und Co, alles vorhanden. Die Vöglein zwitschern und ich sag täglich am Morgen „Frühling endlich, endlich. Bitte end nicht.“

Montag, 10. März 2014

Ein Brief an den Wettergott

Sehr  verehrter Wettergott! Es ist noch nicht lange her, da hatte ich vor dir einen Liebesbrief zukommen  zu lassen. Ich wollte dir schreiben wie toll ich dich finde, wie dankbar ich dir für all die sonnigen Tage, die du mir schenktest, als meine Freunde zu Besuch waren, bin (pardon: war!). Und ich wollte den ganzen Brief mit rosa Herzchen verzieren und selbst mit dem Gedanken ihn mit einem Parfum, (dessen Name irgendwas mit Lolita oder so ein Schmarren ist) zu besprühen, habe ich gespielt. 
Denn ja, ich gestehe- ich war verliebt in dich!

Aber hast du eines gemerkt mein Guter? Dieses Liebesgeständnis wurde in der Vergangenheit verfasst. Falls du dich jetzt fragst warum, dann will ich dir das jetzt erklären. Zwar sollte das eigentlich nicht notwendig sein, den du dreckige Schüft solltest selbst wissen, was du falsch gemacht hast, aber naja. Manchen Menschen (und ein Gott bist du für mich nach all dem was passiert ist bestimmt nicht mehr!) muss man eben ein bisschen auf die Sprünge helfen, damit sie ihre Fehler einsehen. Also,

Nummer 1: Schnee im März muss nicht sein.

Wobei ich hierbei erwähnen muss, (was du wahrscheinlich eh genau weißt) dass ich einer der wenigen Menschen war, die beim erneuten Schnee am Donnerstag noch immer sehr milde gestimmt waren. Ich stieß deinem Freund nicht gleich vor den Kopf, nein- ich versuchte ihn näher kennenzulernen und seine guten Seiten zu sehen. Und ja, ich sah sie sogar wirklich- wenn man nämlich die Tatsache, dass März ist außer Acht ließ, dann war der Schnee schön und weiß.
Aber du wolltest es ja nicht auf dem Schnee-Vorfall beruhen lassen…

Nummer 2 (war nämlich): Regen.

Regen auf frischem Schnee ist nicht schön. Dann ist der schöne, weiße Schnee nämlich bald nicht mehr schön und weiß, sondern matschig und gatschig. Ich glaube selbst du werter Herr Wetter“gott „hast genügend Wahrnehmungsempfindungen, um das als unschön zu betrachten. Aber vielleicht bist du ja einfach kein Ästhet. Und auch keiner, der es gern gemütlich hat. Denn obwohl der Schnee nun wieder als flüssiger Frechdachs auf die Erde fliegt, ist es noch immer megakalt… Doch auch das würde ich dir verzeihen, hätte ich dir verziehen… wenn da nicht…

Nummer 3: Wiiiiiiiiiiiiind! (wäre)

Ja. Du machst nicht nur Wind, du musst natürlich Wiiiiiiiiiiind! machen! Wind, (man möchte fast meinen Sturm)- in seiner pursten Form. Vermischt mit Schneeregen, der einem wie Nägel ins Gesicht peitscht. Warum tust du mir das an? 

Deine nassen Pfeile treffen nicht nur mein Gesicht, sie gehen mir mitten in das Herz.

Ich will Sonne. Ich will dich zurück wie du vor 3 Wochen warst. Strahlend, warm und glücklich.

Und ich warne dich, wenn das nicht geht, dann wird aus einem Liebesbrief ein Beschwerdebrief (und zwar an die oberste Etage (Gott höchstpersönlich nämlich) adressiert)werden. Denn auch wenn ich nicht viel Erfahrung mit dem Thema Beziehungen habe, weiß ich eines ganz genau:

So kann das mit uns nicht weitergehen!

Samstag, 22. Februar 2014

In da Schmankerlstuab’n

Wie manche von euch ja vielleicht eh schon wissen, hatte ich die letzten 10 Tage Besuch von meinen lieben Freunden Veri und Aylin. Weil die Menschen in meinem Projekt (so nenn ich meine Arbeit) mich lieb haben, na ja und, weil ich halt doch nur Freiwillige bin, hab ich einfach einmal 4 Tage frei bekommen und plus zwei Tage Wochenende hat das für uns kleine Abenteurer ordentliche 6 Tage Adventure-Time bedeutet. Und über ein paar unserer Trip-Highlights möchte ich nun berichten.

Allen Menschen die jetzt noch weiterlesen muss ich an dieser Stelle ein Gelübde ablegen lassen. Ihr müsst versprechen, dass die Meinung, die ihr euch in den letzten Tagen/Wochen/Monaten/Jahren über meine Intelligenz gebildet habt, sich nicht von den Schmankerln beeinflussen lassen wird. Also, Hand aufs Herz und schwören.

Danke.

Schmankerl Nummer 1:

Unser Plan ist: in den Süden. Wir sitzen in unserem Auto, von einer Agentur mit dem vertrauenserweckenden Namen „Cheap Jeeps“ geliehen. Es ist ein Peugeot, ein kleiner Löwe, der in mitten von all den Super-Jeeps, welche die Isländer nun einmal fahren, wie ein besonders kleinwüchsiger Zwerg, zwischen einer Horde Hagrids aussieht. Sehr erfreut sind wir über das CD-Fach (das sogar funktioniert!!) und wir fahren mit viel Euphorie in der Laune, und Klopapier im Gepäck auf die Ringstraße (irgendwie die einzige Straße in Island :b) rauf, Richtung: Süden. Nach ungefähr einer halben Stunde beginnt in mir so etwas wie Verwunderung zu wachsen. „Bin ich nicht letzte Woche an genau dieser Landschaft vorbeigefahren? Nein. Das kann nicht sein. Letzte Woche ging’s nach Snaefellsness und das ist im Norden. Wir fahren aber in den Süden!“ Weil ich noch nie ein besonders skeptischer Mensch war und vielleicht auch, weil mein Orientierungssinn unter aller Sau ist, vergeht ungefähr eine weitere Viertelstunde bis ich meine: „Irgendwie glaub ich fahren wir in den Norden…“ Wir fahren also bei der nächsten Möglichkeit ein bisschen von der Straße ab und fragen einen alten Isländer ganz direkt: „Is this North?“ (wir deuten gerade aus) „Of course it is! Where do you want to go?“ Wir antworten alle gleichzeitig, etwas beschämt: „South…“

So kam es also, dass unsere Reise nach einer Dreiviertelstunde Einlaufphase aufs Neue losging. Dieses Mal ab in den Süden. Der Sonne hinterher, ey yo was geht, der Sonne hinterher!


Schmankerl Nummer 2:

Es wird langsam dunkel draußen. Nach ein paar Unternehmungen sind wir wieder im Auto und auf der Suche nach unserem ersten Schlafplatz. Zwar wollen wir auch einmal im Auto schlafen, aber in der ersten Nacht hat man sich noch ein bisschen mehr Komfort verdient, finden wir und so halten wir fleißig nach Bettzeichen Ausschau. Es vergeht nicht viel Zeit und wir sehen auch schon das erste. Wir fahren also zum Parkplatz und dann wundern wir uns etwas. Dieses „Guesthouse“ schaut irgendwie nicht anders aus, als ein ganz normales Familienhaus… Und vielleicht zeigt der Bett-Pfeil ja doch ganz wo anders hin… Naja mit dem Lied „Wer klopfet an? Oh zwei gar arme Leut.“ im Hinterkopf, klopfen wir tatsächlich an. Und wenn es auch einfach nur ein ganz normales Haus ist, wir suchen Herberg heut. Ein Junge, etwas älter als wir, kommt in Boxershorts und Schlaf T-shirt auf uns zu. „Hi, are you a guesthouse?“ fragen wir und zu unserer Überraschung ist die Antwort sogar „Yes.“ Aber momentan ist der Gute leider „full“ und so ist alles was er für uns tun kann uns ein paar andre Guesthouses zu empfehlen. Immerhin. Wir sitzen also wieder im Auto und fahren zum nächsten Guesthouse. Es befindet sich auf einem kleinen Hügel, neben einer Kirche. Das Licht ist an, es ist ein großes Haus. Wir atmen erleichtert aus. Hier wird man sich unserer annehmen, denken wir und kaum sind wir aus dem Auto gestiegen erwartet uns auch schon ein freundlich bellender, mit dem Schwanz wedelnder Hund. Er läuft mit uns hoch zum Eingang und wir klingeln. Einmal. Zwei Mal. Kann man noch ein drittes Mal klingeln oder ist das unhöflich? Klar kann man: 3 Mal und weil es ja erst 8 Uhr ist und wir schon ziemlich frieren und weil alle guten Dinge manchmal einfach 4 sind, noch einmal: 4 Mal. Niemand kommt. Wir sehen das Licht noch immer brennen und sind… verwundert… Aber gut, wenn man uns als zahlende Kunden nicht haben will, gehen wir eben zurück ins Auto. Das (oder etwas Ähnliches) denkt sich wohl auch der Hund, denn er springt einfach in unser Auto. Es ist zwar kein großer Hund, aber ich scheitere trotzdem kläglich bei dem Versuch ihn einfach wieder rauszuschieben. Er trägt eine Marke und auf der steht eine Telefonnummer drauf und Veri oder Aylin, ich weiß es nicht mehr, hat die grandiose Idee da anzurufen. Vielleicht hat der Hausherr unser Klingeln ja nur nicht gehört und täte nichts lieber als uns bei sich aufzunehmen. Ich rufe also an. „Was soll ich sagen? Was soll ich sagen?“, frage ich Veri und Aylin davor noch. Aber sie lachen nur. Ich stammle also unter Kichern so etwas wie „Hi. Are you a guesthouse? There is your dog. Inside our car“, hervor. Zugegeben- nicht die charmantaste Form um ein Bett zu bitten, aber: Scheiß der Hund drauf! Der Mann am anderen Ende findet die ganze Situation nur leider nicht einmal halb so komisch wie wir und will plötzlich den Namen des Hundes wissen. Zwar frage ich mich schon weshalb, aber ich lese eben einfach brav den Namen von der Marke ab. Nachdem das Gespräch sich noch etwas länger zieht und außer bizarr nur noch bizarrer wird, bemerkt Aylin das Bizarrste: Der Mann steht im Fenster und schaut genau auf den Parkplatz, in unser Auto… Wir finden das etwas eigenartig und Aylin packt mit all ihrer Kraft den armen, kleinen Tyrr, der fortan weiter in der Kälte frieren muss. Und wir sind abermals im Auto und halten Ausschau nach einem Bettzeichen.

 

Schmankerl Nummer 3:

Es ist der vorletzte Tag unserer Reise. Wir sind langsam etwas erschöpft von all unseren Abenteuern, haben weder Geld noch allzu viel Kraft übrig und unseren Vorsatz einmal im Auto zu schlafen, haben wir noch immer nicht in die Tat umgesetzt. Da sich ganz ohne Geld in der Tasche aber ohnehin schwer ein Schlafplatz finden lässt, finden wir die Nacht des Autos ist gekommen. Wir haben gerade eine kleine versteckte, Hot Spring entdeckt, wie sie es in Island häufig gibt. Sie ist nahe an einem kleinen Parkplätzchen, der sich irgendwo im Nirgendwo befindet und sehr warm. Als Betthupferl sozusagen nehmen wir also ein Bad im 38° heißen Wasser und ahnen noch nicht welcher Horror uns heute noch bevor steht. Als es langsam dämmert und die Dunkelheit beginnt den Himmel für sich zu gewinnen beschließen wir, dass es an der Zeit ist. Wir fahren noch einmal zu einer Tankstelle, putzen uns unsere Zähne, gehen aufs Klos und fahren mit dem Auto wieder zurück ins Nirgendwo, an unser kleines Parkplätzchen. Die Schlafsäcke haben wir ausgepackt, uns haben wir schön eingepackt und die Heizung hat dafür gesorgt, dass es (noch) angenehm warm im Auto ist. Natürlich, ein bisschen Wärme wird wieder rausgehen und ein bisschen Kälte wird wieder reinkommen, aber so schlimm wird das schon nicht sein! Naja… ich habe meine Lektion gelernt. Winter ist halt doch Winter, Island halt doch Island, im Auto schlafen kein großer Komfort und Kälte schrecklich… Nicht unoft bin ich diese Nacht wach gelegen und habe um meine Füße gefürchtet. Die kamen mir stellenweise nämlich kurz vor dem Erfrierungstod stehend vor und auch meine Freunde würden dem Hotel Auto definitiv keine fünf Sterne geben. Als so gegen halb neun die Sonne aufging waren wir also alle megaglücklich endlich erlöst zu sein und als wir dann unser Frühstück in unserer persönlichen heißen Quelle einnahmen, waren die 3 Stunden Schlaf die wir diese Nacht bekommen hatten und die 6 Stunden Frieren und Todesängste durchleiden, schon fast vergessen. Weil ein Abenteuer ist im Auto schlafen halt doch. :b

Ja meine Lieben. Das waren jetzt auch schon alle Schmankerl. Ich hoffe ihr hattet Spaß und wir sehen uns bald wieder mit ein bisschen Spannung und toller Hüttengaudi!

Freitag, 24. Januar 2014

Als ich Christtagsfreude holen ging, nach Langenwang, oder- Sofia und der heiße Honig.


Ein Theater
Personen:
Sofia (kleines Mädchen mit nasser Kleidung, sichtlich durchgefroren)
Verkäufer (großer isländischer Mann- mit Bart!)

Beschreibung der Umstände:
Ein kleiner Bioladen steht in mitten eines hässlichen Industriegebiets. Draußen ist es kalt, ein Schneeregen prasselt vom Himmel herab. Der kleine Bioladen wirkt schön und wärmespendend.

Sofia tritt ein, schaut sich um, wandert interessiert durch die Regale.

Verkäufer: - (der Leser muss sich folgenden Dialog bitte auf Isländisch vorstellen. Um ihm dieses zu erleichtern gibt es an dieser Stelle einen Link zu einem isländischen Video auf Youtube.)
                                              So, oder so ähnlich, klingt Isländisch

Verkäufer: Kann ich dir (im Isländischen gibt es kein „Ihnen“) helfen?
Sofia: Nein danke ich schau nur.
Verkäufer: sagt nichts.
-          Aber magst du vielleicht eine Dattel probieren?
Sofia: Ja gerne!
-        -   Sofia probiert Dattel, ist sichtlich begeistert. –
Verkäufer: Ich hab da auch noch ganz viel Honig. Vielleicht wenn du magst.
-          - Sofia will gerade ablehnen, als ihr Blick auf die Honige fällt. –
Sofia: Oh, der ist ja aus Deutschland.
Verkäufer: Ja. Bist du auch aus Deutschland.
Sofia: Nein. Ich bin aus Österreich.
Verkäufer: Okay. Aber sprichst du Deutsch?
Sofia: Ja.
Verkäufer (der ja immerhin noch immer Isländer ist): Blablablablabla.
-          Sofia schaut verwirrt. –
Verkäufer: (versucht es erneut) Kannst du was für mich übersetzen?
Sofia (Aha-Erlebnis): ja klar!
-          Verkäufer verschwindet, kommt wieder mit einem fetten Honigprospekt.
Verkäufer (zu sich selbst): den da und den da und den da…
-          Verkäufer markiert in etwa 30 Seiten in dem Prospekt, drückt es Sofia in die Hand.
Du kannst ins Englische oder ins Isländische übersetzen. Wie’s dir lieber ist.
Sofia (schluckt): ins Englische!!!
Verkäufer: gut. Den Rest krieg ich dann auch hin. Und du bekommst so 10.000- 15.000 Kronen dafür. Ist das okay? Du kannst dir aber auch einfach Produkte hier vom Laden aussuchen.
-          Sofia versteht jetzt erst, dass es sich hierbei um einen richtigen Job handelt und ist verwirrt. –
Sofia: Ja… Das passt.
Verkäufer: Und lass dir ruhig ein, zwei Wochen Zeit.
Sofia: Okay. (lacht) Ich bin hier nur zum Schauen reingekommen und geh raus mit einem Job.
Verkäufer: Ja.
Sofia: Jaja. Also bis dann.
Verkäufer: Ja. Bis dann.
-          Sofia geht hinaus. Macht sich wieder weiter auf den Weg nach Langenwang.

Beschreibung der Umstände:
Draußen ist es noch immer bitter böse kalt. Aber an Stelle von Essen denkt Sofia an das liebe Christkind und sein hochheiliges Fest.


Ende Szene 1.



Montag, 13. Januar 2014

4 Minuten mehr Glück. Täglich.

Ich muss zugeben, am Ende hab ich meinen Worten selbst schon fast nicht mehr geglaubt. Nachdem ich bei meinem Besuch in Österreich zum zehnten Mal mit fester Stimme: „Nein. Also wirklich, um zehn Uhr ist es bei uns noch stockfinster!“, behauptet hatte, begann sogar ich daran zu zweifeln. Vielleicht übertrieb ich doch etwas. Vielleicht war es nicht ganz so schlimm. Ein bisschen flunkern eben. Machen wir schließlich alle manchmal.

Aber: Nein! Ich nicht! Zumindest nicht in diesem Zusammenhang. Bezüglich der Dunkelheit hier bin ich komplett bei der Wahrheit geblieben. Zu 100%. Seit ungefähr 6 Tagen geht die Sonne jetzt um 10 auf. Davor waren es ungefähr 24 Minuten nach 10. 4 Minuten mehr Licht täglich, schenkt mir die Sonne nämlich momentan. Im Februar dann sogar 6. Und Pi mal Daumen heißt das dann also:

4 Min (jetzt) + 6 Min (Feb.) = Keine Nacht mehr im Juni.
 (Mann was wäre meine Mathelehrerin stolz auf mich, wenn sie diese Gleichung sehen könnte…)

Da bin ich nämlich auch erst vor kurzem draufgekommen. Die Mitternachtssonne  gibt’s nämlich schon im Juni- und nicht erst im Juli, wie ich immer dachte.

Ihr seht also. Die Dunkelheit in Island existiert wirklich. Das ist nicht nur so Gerede und die Mitternachtssonne ist deswegen glaub ich auch realer als von mir zu Beginn angenommen.
Diesen Blogeintrag will ich nun also der generellen Wahrheitsfindung hinter Sprichwörtern, Bauernweisheiten und Ähnlichem widmen.

„Einen Kloß im Hals haben.“ Ist nicht nur ein schönes Sprichwort, das einem gleich ein Bild in den Kopf malt- nein es ist auch eine ziemlich gute Beschreibung für das was passiert, wenn man kurz vorm Heulen ist. Denn meine Lieben, es war schon schön mit euch im guten, alten Österreich und ja… Ich war schon sehr traurig, als ich euch wieder verlassen musste. Mittlerweile aber hab ich den Kloß tapfer runtergeschluckt und sogar schon verdaut. 
Mahlzeit.

Und weiter geht’s auf unserem Pfad der Wahrheitsfindung.

Island, wie es auf Deutsch genannt wird, heißt aus Isländisch ja auch Island. Naja, also eigentlich Islandi. Aber worauf ich hinaus will ist, dass „Is“ Isländisch für „Eis“ ist. Und auch hier trifft der Hammer den Nagel mal wieder mitten auf den Kopf! Früher, als ich noch klein und naiv war, habe ich doch tatsächlich gedacht zum Eislaufen benötigt man Schlittschuhe. Man müsste sich warm anziehen und dann mit heißem Tee in der Thermoskanne und ein oder zwei Euro in der Hand, auf den Weg zum Eislaufplatz machen. So weit ist das ja wahrscheinlich auch ganz richtig… Nur, dass man sich in Island nicht wirklich auf den Weg machen muss… Denn wenn der Eislaufplatz dein Ziel ist, dann ist in Island ganz bestimmt der Weg das Ziel!!! 
Dazu muss außer einem Foto glaub ich auch nicht mehr mehr gesagt werden…

Ja... Eisig...

Und da ist im Gegenteil zu den meisten Gehwegen sogar "gestreut" worden...


Hmm… Vielleicht ist das jetzt auch ein recht schönes Ende für unseren Wahrheitsfindungspfad. Mit dem Weg als Ziel sind wir nun also auch ans Ziel gekommen und Bauernweisheiten, Sprichwörter und/oder Ähnliches wollen mir ohnehin keine Weiteren mehr einfallen.

So beende ich diesen Blogeintrag also und wünsche euch ein ganz tolles, neues Jahr! Mit ganzen vielen Wegen, die sich anstatt als Irrwege als Zielwege entpuppen und mit ganz viel Liebe, Freude und Glück!
Hab euch lieb! Bussi, eure Sofia.

PS: Sofia bedeutet übrigens Weisheit. ;-)

PPS: Nein. Die folgenden Bilder sind nicht geheime Fotos von einer isländischen Hanfplantage, viel mehr sind sie Fotos von einem isländischen Gewächshaus, das sich in Sólheimar (einer Eco-village) befindet. Und in Sólheimar war ich letztes Wochenende und deswegen die Bilder. 




Das bin ich, meine Pflänzchen betrachtend. :b