Mein bester Freud
heißt Ulfur. Auf Deutsch heißt das so viel wie Wolf. Er hat rot-orange Haare
und meistens eine gestrickte Haube auf dem Kopf. Seine Augen sind blau und er
kneift sie recht oft ganz eng zusammen, so dass sein Gesicht dann symbolisch für
„Was hast du gerade gesagt?“ steht und mir wieder ins Gedächtnis ruft, dass ich
ja noch kein Isländisch spreche. Wenn mein bester Freund lacht, dann hört sich
das ungefähr so an, wie wenn man einem der Lachsäcke die es beim Sewa zu kaufen
gibt, auf den Bauch drückt. Es ist ein glucksendes Geräusch, das sich so
unglaublich fröhlich und unbeschwert anhört, dass ich gar nicht anders kann als
mitzulachen.
Neben lachen isst Ulfur auch gern. Eigentlich
alles. Aber besonders gerne Brot mit ganz viel Butter. „Meira smjör! Meira
smjör!“, meint er deswegen auch öfter und weil ich ihn so lieb hab, bekommt er
dann natürlich auch ein bisschen mehr smjör. Mit dem Brot in der einen Hand und
auf der anderen butterverschmierte Finger, klatscht er dann auch ganz oft voll
Freude, einfach deshalb weil er gerne glücklich ist.
Mein bester
Freund ist manchmal aber auch traurig. Zum Beispiel wenn ihn jemand gehaut hat.
Da kann es schon lange nicht mehr weh tun- es ist das Herz, dass dann schmerzt.
Ulfur kann einfach nicht verstehen, warum ihn jemand hauen würde und dieses
Unverständnis darüber wie um alles in der Welt jemand so etwas nur tun kann,
das tut viel mehr weh, als der eigentliche Schmerz. Wenn so etwas passiert,
dann weint Ulfur ein bisschen, bis ich ihn aufhebe und „Es tanz ein Bibabutzemann“ singe. Dann
beginnt mein bester Freund langsam wieder zu lächeln und plötzlich lacht er
wieder auf diese wundervolle Weise und meint nur „púslu bàtur“, setzt sich mit
mir an den Tisch und wir beginnen gemeinsam sein Lieblingspuzzle (ein Holzpuzzle
mit Schiffmotiv) zu bauen.
Ach und übrigens.
Mein bester Freund Ulfur ist ungefähr einen halben Meter groß und eines der
Kinder im Kindergarten. Und: er ist nur
einer unter ganz vielen neuen besten Freunden, die ich hier habe. :D Um es mit
anderen Worten auszudrücken mir geht es im Kindergarten wunderbar! Ich liebe
die kleinen Flöhe und das auch wenn ab und zu der Wurm drin ist und sie plötzlich
alle wie wild geworden zu schreien und heulen beginnen. Denn ihr wahnsinnig
tolles Lachen macht das Ganze dann wie ungeschehen!
Aber auch
außerhalb vom Kindergarten geht es mir richtig gut! Es ist alles so neu und abenteuerlich
und ich erleb einfach viel zu viel um Heimweh zu bekommen. :D Jeden Tag gibt es
in irgendeinem kleinen Lokal irgendein gratis Konzert, von irgendeinem (noch)
unbekannten Künstler und wohin ich auch gehe, es passiert immer irgendwas.
Letzte Woche zum
Beispiel war ich mit meiner Arbeitskollegin (Annika, eine Praktikantin aus
Deutschland- sie bleibt leider nur ein Monat) auf dem Flohmarkt, der in
Reykjavík jedes Wochenende stattfindet und wir haben an einem Stand solche
tollen Wollmäntel anprobiert. Ich hab dann gemeint, dass man darin aussehe wie
eine Fee (was übrigens stimmt) und plötzlich hat ein Mädchen, das dort beim
Stand gearbeitet hat auf Deutsch geantwortet. Es stellte sich heraus, dass sie
und ihre Freundin auch erst seit 2 Wochen in Island waren, und etwas außerhalb
von Reykjavík auf dem Pferdehof einer Isländerin wohnen und ihr mit den Tieren
und mit ihrer Mantel und Schmuck Produktion helfen. Auf Anhieb an waren uns die
zwei Mädchen sympathisch und deswegen werden wir dieses Wochenende nochmal
vorbeischauen.
Eine andere lustige Begebenheit war, als ich
in einer Bar an der Theke gestanden bin und einen Stift ausborgen wollte, als
plötzlich irgendein Isländer auf mich zu kommt und irgendwas sagt, was sich für
mich nur wie „Blablabla“ anhört. Auf meinen verwirrten Blick hin, hat er dann
auf Englisch „God bless you“ gemeint und ist wieder davon gegangen. (Nach
meiner ersten Verwirrung hab ich dann selbstverständlich „God bless you too“
nachgerufen.)
Noch eine lustige
Sache muss ich erzählen. Die geschah übrigens erst heute. Ich hatte Elternabend
im Kindergarten und bin deswegen nachhause gegangen, als es schon recht dunkel
war. Ich bin also die Laugavegur (vergleichbar mit Herrengasse) entlang gegangen,
als mir plötzlich dieses Auto, mit lauter Jugendlichen drin, entgegenfuhr.
Irgendwie kam da ziemlich viel Lärm raus und als ich hingeschaut habe, hat
einer von ihnen plötzlich keine Hosen mehr an und streckt, scheinbar aus Spaß,
seinen Hintern aus dem Fenster… Auch hier war ich erstmals verwirrt. :b Aber
naja… Sowas passiert wenn man durch die
Straßen Reykjavíks flaniert. :D
Oh und nun noch
ein letztes, witziges Ding: Heute plauder ich so mit einem aus meiner Arbeit
und plötzlich erzählt er mir, dass er einmal in London gelebt hat. In der Wohnung seiner Tochter „Well-
it’s actually my step daughter. She is Björk. Do you know her?”
Jap. Das war’s
jetzt aber auch schon wieder von meiner Seite. Hoff es geht euch allen gut,
denn ich hab euch ganz, ganz lieb!
Bussis und Regenbögen, eure Sofia. :)
wer Ulfur heißt, den muss man einfach lieb haben; außerdem erinnert er mich an Fuchur ;)
AntwortenLöschenschon einem Kobold über den Weg gelaufen ?
Bussi