Freitag, 20. September 2013

Das Problem mit der Biomilch... und sehr gute Musik

Hab ich schon erwähnt, dass meine Wg hier richtig toll ist? Wenn nicht, dann muss ich das nämlich dringend nachholen! Also: Meine Wg ist richtig toll! Jeden Einzelnen der 9 Mitbewohner hab ich jetzt schon richtig lieb gewonnen! (Ja, ich zähle mich selbst mit. Aber zuerst muss man nun einmal sich selbst lieben, um dann auch Liebe geben zu können.)

Genauer eingehen wollte ich nun aber auf meine Beziehung mit Julia. In einem vorigen Post hab ich ja kurz erwähnt, dass sie aus Deutschland kommt. Mehr wisst ihr über sie aber noch nicht und das muss geändert werden. Julia ist nämlich supercool und ich verstehe mich echt gut mit ihr! Sie will (genauso wie ich) keine Legebatterie oder Bodenhaltung-Eier kaufen und deswegen haben wir uns gleich mal darüber informiert, welche Eier denn die wären, die man ohne schlechtes Gewissen kaufen kann und jetzt wissen wir: Es sind die im braunen Karton. :D

Aber Julia sorgt sich nicht nur um die Hühner dieser Erde, nein! Julia will auch, dass es den Milchkühen gut geht und so hat sie mich gleich nach ihrer Ankunft gefragt, ob es hier keine Biomilch gäbe. Da ich ja in einem Waldorf Kindergarten arbeite und in dem nur biologisch und vegetarisch gekocht wird, wusste ich natürlich sofort darüber Bescheid, wie die Biomilch aussieht und auch wo man sie bekommen kann. An dem einen Tag erklärte ich ihr also, dass es so blaue Kartons mit einer Art Milchkanne darauf wären und am anderen Tag passierte plötzlich Folgendes:  Ich war im Kindergarten und ging gerade die Treppen hinunter, auf dem Weg zu den ganz kleinen Kindern, als ich eine Konversation zwischen unserer Köchin und dem Telefon aufschnappte. Mein Isländisch ist bei Gott noch nicht so gut, dass ich verstanden hätte, von was da die Rede war... Aber „mjolk“ (Milch) verstand ich zumindest. Und im Mimik-Lesen bin ich auch nicht gar so schlecht. Als Sabine (die Köchin- sie ist übrigens auch aus Deutschland :b) dann aufgelegt hatte, fragte ich sie also, ob es irgendein Problem mit der Milchlieferung gäbe und sie nur so: „Joa… Irgendwie gibt’s keine Biomilch mehr…“

Jap… Und so ist das nun einmal in Island. Wenn einer der Biobauern beschließt nicht mehr Bio zu sein, dann ist das genug um ein ganzes Produkt vom Markt zu nehmen. Denn so groß ist Island nicht und demnach gibt es natürlich auch nur dementsprechend wenige (Bio-)Bauern.

Unser Problem mit der viel zu teuren Biomilch ist nun aber zumindest gelöst. Wir können ganz normale Milch kaufen, denn andre gibt es schließlich nicht mehr. :b Aber auch die ganz normale Milch kommt von glücklichen Kühen, das haben wir uns zumindest sagen lassen und letztes Wochenende haben wir auf unserem Weg nach Vík auch ganz schön viele glücklich grasende Kühe gesehen. Also fällt es mir leicht zu glauben, dass es den netten Tieren hier eh gut geht.

Naja das war auch schon das ganze Problem mit der Biomilch. Trinkt ihr bitteschön aber brav weiter Biomilch in Österreich und natürlich nicht auf die Freilandeier vergessen. In diesem Sinne und mit den liebsten Grüßen verabschiede ich mich auch schon wieder. Bussis Sofia!


Oh jetzt hätte ich beinahe auf die sehr gute Musik vergessen! Vorgestern waren wir nämlich auf so einem gratis Konzert von 3 isländischen Bands in so einer kleinen Bar. Und Mann!!! Das war echt wahnsinnig gut! Ich frag mich wie Island mit so wenigen Einwohnern so viel gute Musik produzieren kann! Vielleicht liegt das Geheimnis ja in der Inzucht. :b Nein, aber jetzt einmal ernst, die Musik auf dem Konzert war wirklich toll und um den Bekanntheitsgrads der Bands um 10 Menschen (dass mehr Leute meinen Blog lesen erwarte ich mir nicht^^) zu erhöhen, post ich hier auch gleich noch ein paar youtube-Links mit.

So und jetzt nochmal: Tschüss meine Lieben und enjoyed einmal nicht die silence, sondern dieses Mal bitte die Musik. :) (Das soll ein Wortwitz sein, weil’s ein Lied gibt, das so heißt.)


Sonntag, 15. September 2013

A wondurful Vik-end

Hallo Freunde! Ich bin’s schon wieder. Dieses Mal berichte ich euch von meinem bisher wunderschönsten Wochenende in Island und ich glaube, dieses Ranking wird es so schnell auch nicht wieder verlieren. Denn… dieses Wochenende war mehr als perfekt!

Für den ganzen Bericht muss zuerst einmal gesagt werden, dass das ganze Vik-Wochenende ein ziemlich spontanes Unterfangen war. Ich glaube es war Donnerstag, als zwei Isländer (beides Mentoren von WG-Mitbewohnern)bei uns zu Besuch waren und uns gefragt haben, ob wir am Wochenende nicht auch mit nach Vik kommen wollten. Die beiden sind nämlich bei den „jungen Grünen“ (also einer Partei^^) von Island dabei und die hatten in Vik ein Treffen. Da mir mein Yogi-Tee noch kurz davor gesagt hatte ich solle spontane Entscheidungen treffen, und vielleicht auch weil Sarah meinte: „Komm Sofia! Lass mal mitfahren!“, entschloss ich mich also dazu zu zusagen. Das Problem war dann nur, dass die lieben Isländer sich bereits am Freitag auf den Weg machten und wir da noch arbeiten mussten… Aber Sarah, Julia (beides deutsche Mädels aus meiner Wg (seeehr lieb))und ich ließen uns so leicht natürlich nicht von unserem Vorhaben abkommen. „Then we will hitchhike there on Saturday“, erklärten wir also feierlich.

Gesagt, getan. Am Samstag um 10 Uhr morgens machten wir uns mit Rucksack, Schlafsack und Schild mit der Aufschrift “Vik” drauf, auf den Weg zur Miklabraut. Die große Straße, direkt neben unserem Haus. Wir standen noch nicht lange mit erhobenem Daumen und breiten Grinsern da, als uns auch schon der erste Mensch mitnahm. Es war ein cirka 60 Jährige Mann, der uns erklärte er nehme oft Tramper mit, weil er es so lustig fände. Er konnte uns leider nur bis Reykjavík Umgebung mitnehmen, aber dafür hatte er ein anderes Geschenk für uns. In seinem Kofferraum lagen 3 Island-Flaggen und er meinte wir können uns gerne eine davon nehmen.  Strahlend bedankten wir uns und der Daumen musste erneut dem kalten Winde strotzen. Doch wieder dauerte es nicht lang und der nächste liebe Mensch (dieses Mal eine Frau mittleren Alters) nahm uns mit. Auch sie konnte uns nur bis in die nächste Ortschaft mitnehmen, aber unserem Ziel kamen wir trotzdem stetig näher. Der nächste Samariter war wieder eine Frau mittleren Alters, leider auch ein Samariter, der nicht in Vik wohnte… Aber Gott sei Dank ließ unser endgültiger Retter auch nicht lange aus sich warten. Es war ein recht junger Italiener, der auf Urlaub in Island war, der uns letztendlich bis nach Vik brachte. Auf dem Weg dorthin aber, hielt er extra an einem Wasserfall an und über diesen Wasserfall muss ich jetzt mehr berichten.

Wasserfälle sind immer toll. Das ist eine Tatsache. Ich glaube das ist so, weil Wasser einfach generell schon toll ist. Und wenn da dann plötzlich Wassermassen von Oben herab runter plätschern, ist das natürlich was Wunderschönes. Aber dieser Wasserfall, Skógafoss, war nochmal besonderer. Man konnte nämlich hinter ihn gehen. Das heißt ich stand dann also in einer Höhle, hinter dem Wasserfall, schloss meine Augen und wurde vom Rauschen und Pauschen des tobenden Wassers nur so umschmeichelt. :D 
Resümee: Es war wirklich toll! Und- leider können Kameras nicht alles einfangen…

Danach führte uns der freundliche Italiener auch direkt zu dem Haus, das die jungen Grünen für ihr Treffen gemietet hatten. Dort angekommen verstanden wir nicht viel, es wurde schließlich auf Isländisch debattiert, aber einer der Isländer, Sveinn- der Mentor von einem aus meiner Wg- nahm sich unserer an und führte uns in Vik herum.

Und nun also zu Vik: Vik ist nicht groß. Vik ist klein. Vik hat keine vielen Häuser, Vik hat Natur. Vik hat einen Strand. Vik hat keinen gelben Sandstrand- Vik hat einen schwarzen Strand. Vik ist wundervoll. :D

Nach der Führung durch Vik haben wir am Abend dann mit den Isländern gefeiert und am nächsten Morgen, als sie sich wieder ernsteren Dingen zugewendet haben, haben sich plötzlich zwei andere Deutsche, die zufällig auch hier waren, um uns gekümmert. Mona ist 30 Jahre alt und hat einen Jeep. Und ursprünglich wollte sie Lea, ein Austauschkind das bei ihr wohnt, ein paar Sachen rund um Vik herum zeigen. Aber weil wir jetzt eben auch da waren und im Jeep noch genau drei Plätze frei waren, zeigte Mona eben nicht nur Lea Islands wunderschöne Plätze, sondern auch uns. Und uns war das nur recht! Es waren wirklich wunderschöne Plätze. Aber so richtig beschreiben kann man das leider gar nicht. Es gibt eben so Dinge auf dieser Welt, die muss man selbst gesehen haben… Aber ich hoffe, dass die Fotos wenigstens ein bisschen was zeigen können. Was auf den Fotos aber leider gar nicht zu sehen ist, ist der enorme Wind, der auf diesen Bergen sein Unwesen getrieben hat. Wir konnten nicht einmal alle Türen des Jeeps gleichzeitig aufmachen, so stark war der Wind. Und ja ich weiß, das klingt unglaubwürdig, aber- der Wind hat mich umgeblasen. Ganz ehrlich. Ich musste mich hinsetzen, weil der Wind so stark blies! Und das war genial. Dieser Wind untermalte diese ganze menschenleere Landschaft einfach noch zusätzlich mit so einem ganz, ganz starken Gefühl des Freiseins. 
Resümee: Wunderschön und Freisein pur.











Den Rest des Tages verbrachten wir dann wieder mit den Isländern und natürlich halfen wir auch brav mit, dieses Haus in dem wir waren, wieder ansehnlich herzurichten. :b Am Abend nahm uns eine Isländerin dann im Auto wieder mit, zurück nach Reykjavík. Und auch dazu gibt es jetzt noch eine kurze Geschichte. Es war ja an diesem Tag wie gesagt sehr stürmisch. So stürmisch sogar, dass im Radio angesagt wurde, dass man besser im Haus bleiben und nicht mit dem Auto fahren solle. Wir hatten aber Gott sei Dank eine Unwetter-erfahrene Isländerin als Chauffeurin, die nachdem sie das „Go“ vom Notruf bekommen hatte einfach in der Mitte der Straße und mit sehr wenig km/h zu uns nachhause tuckerte.


Und jetzt sitze ich hier im Bett in  meinem Zimmer und versuche die ganzen Eindrücke, die ich sammeln durfte, mit euch zu teilen. :) Ich hoffe es hat ein wenig geklappt. 
Resümee: Hab euch lieb, Sofia.
Versuch den Wasserfall zu filmen. Ich muss an meiner Kameraführung arbeiten.






Mittwoch, 11. September 2013

Personenbeschreibung meines besten Freundes und komische Dinge

Mein bester Freud heißt Ulfur. Auf Deutsch heißt das so viel wie Wolf. Er hat rot-orange Haare und meistens eine gestrickte Haube auf dem Kopf. Seine Augen sind blau und er kneift sie recht oft ganz eng zusammen, so dass sein Gesicht dann symbolisch für „Was hast du gerade gesagt?“ steht und mir wieder ins Gedächtnis ruft, dass ich ja noch kein Isländisch spreche. Wenn mein bester Freund lacht, dann hört sich das ungefähr so an, wie wenn man einem der Lachsäcke die es beim Sewa zu kaufen gibt, auf den Bauch drückt. Es ist ein glucksendes Geräusch, das sich so unglaublich fröhlich und unbeschwert anhört, dass ich gar nicht anders kann als mitzulachen.

 Neben lachen isst Ulfur auch gern. Eigentlich alles. Aber besonders gerne Brot mit ganz viel Butter. „Meira smjör! Meira smjör!“, meint er deswegen auch öfter und weil ich ihn so lieb hab, bekommt er dann natürlich auch ein bisschen mehr smjör. Mit dem Brot in der einen Hand und auf der anderen butterverschmierte Finger, klatscht er dann auch ganz oft voll Freude, einfach deshalb weil er gerne glücklich ist.

Mein bester Freund ist manchmal aber auch traurig. Zum Beispiel wenn ihn jemand gehaut hat. Da kann es schon lange nicht mehr weh tun- es ist das Herz, dass dann schmerzt. Ulfur kann einfach nicht verstehen, warum ihn jemand hauen würde und dieses Unverständnis darüber wie um alles in der Welt jemand so etwas nur tun kann, das tut viel mehr weh, als der eigentliche Schmerz. Wenn so etwas passiert, dann weint Ulfur ein bisschen, bis ich ihn aufhebe und  „Es tanz ein Bibabutzemann“ singe. Dann beginnt mein bester Freund langsam wieder zu lächeln und plötzlich lacht er wieder auf diese wundervolle Weise und meint nur „púslu bàtur“, setzt sich mit mir an den Tisch und wir beginnen gemeinsam sein Lieblingspuzzle (ein Holzpuzzle mit Schiffmotiv) zu bauen.

Ach und übrigens. Mein bester Freund Ulfur ist ungefähr einen halben Meter groß und eines der Kinder im Kindergarten.  Und: er ist nur einer unter ganz vielen neuen besten Freunden, die ich hier habe. :D Um es mit anderen Worten auszudrücken mir geht es im Kindergarten wunderbar! Ich liebe die kleinen Flöhe und das auch wenn ab und zu der Wurm drin ist und sie plötzlich alle wie wild geworden zu schreien und heulen beginnen. Denn ihr wahnsinnig tolles Lachen macht das Ganze dann wie ungeschehen!

Aber auch außerhalb vom Kindergarten geht es mir richtig gut! Es ist alles so neu und abenteuerlich und ich erleb einfach viel zu viel um Heimweh zu bekommen. :D Jeden Tag gibt es in irgendeinem kleinen Lokal irgendein gratis Konzert, von irgendeinem (noch) unbekannten Künstler und wohin ich auch gehe, es passiert immer irgendwas. 

Letzte Woche zum Beispiel war ich mit meiner Arbeitskollegin (Annika, eine Praktikantin aus Deutschland- sie bleibt leider nur ein Monat) auf dem Flohmarkt, der in Reykjavík jedes Wochenende stattfindet und wir haben an einem Stand solche tollen Wollmäntel anprobiert. Ich hab dann gemeint, dass man darin aussehe wie eine Fee (was übrigens stimmt) und plötzlich hat ein Mädchen, das dort beim Stand gearbeitet hat auf Deutsch geantwortet. Es stellte sich heraus, dass sie und ihre Freundin auch erst seit 2 Wochen in Island waren, und etwas außerhalb von Reykjavík auf dem Pferdehof einer Isländerin wohnen und ihr mit den Tieren und mit ihrer Mantel und Schmuck Produktion helfen. Auf Anhieb an waren uns die zwei Mädchen sympathisch und deswegen werden wir dieses Wochenende nochmal vorbeischauen.

 Eine andere lustige Begebenheit war, als ich in einer Bar an der Theke gestanden bin und einen Stift ausborgen wollte, als plötzlich irgendein Isländer auf mich zu kommt und irgendwas sagt, was sich für mich nur wie „Blablabla“ anhört. Auf meinen verwirrten Blick hin, hat er dann auf Englisch „God bless you“ gemeint und ist wieder davon gegangen. (Nach meiner ersten Verwirrung hab ich dann selbstverständlich „God bless you too“ nachgerufen.)

Noch eine lustige Sache muss ich erzählen. Die geschah übrigens erst heute. Ich hatte Elternabend im Kindergarten und bin deswegen nachhause gegangen, als es schon recht dunkel war. Ich bin also die Laugavegur (vergleichbar mit Herrengasse) entlang gegangen, als mir plötzlich dieses Auto, mit lauter Jugendlichen drin, entgegenfuhr. Irgendwie kam da ziemlich viel Lärm raus und als ich hingeschaut habe, hat einer von ihnen plötzlich keine Hosen mehr an und streckt, scheinbar aus Spaß, seinen Hintern aus dem Fenster… Auch hier war ich erstmals verwirrt. :b Aber naja…  Sowas passiert wenn man durch die Straßen Reykjavíks flaniert. :D

Oh und nun noch ein letztes, witziges Ding: Heute plauder ich so mit einem aus meiner Arbeit und plötzlich erzählt er mir, dass er einmal in London gelebt hat. In der Wohnung seiner Tochter „Well- it’s actually my step daughter. She is Björk. Do you know her?”


Jap. Das war’s jetzt aber auch schon wieder von meiner Seite. Hoff es geht euch allen gut, denn ich hab euch ganz, ganz lieb!
Bussis und Regenbögen, eure Sofia. :)

Montag, 2. September 2013

Von Flugzeugen die einem davon fliegen, Wikingern, die auf Haifischfleisch pinkeln und von kleinen Felixen, die einem ein Bussi geben.

5 Stunden musste ich in Düsseldorf auf meinen Anschlussflug warten. Also genau 5 Stunden Zeit, das richtige Gate zu finden, sich dort niederzulassen und dann ganz entspannt einzuchecken.

Auf den großen Monitoren, die immer die Flüge anzeigen, war ziemlich bald nachdem ich am Düsseldorfer Flughafen angekommen war, auch der Flug nach Keflavík (wird übrigens Keplavik ausgesprochen ;-)), Island, angeschrieben. 21:35 stand da, Gate A 71. Zwar war mein Flug auf meinem Boarding Pass mit 21:25 angeschrieben, aber nachdem auf diesen riesigen elekronischen Tafeln kein anderer Flug Richtung Island erschien „Wird das schon meiner sein“. Das hab ich mir zumindest gedacht. Und meine Logik erschien mir in diesem Fall sogar einmal wirklich logisch! Naja…

Falsch gedacht. Es ist 21:20, („irgendwie zu spät… Auf dem Ticket steht doch 21 Uhr Boarding“) Das Boarding beginnt und plötzlich erscheint überall fett „LUFTHANSA“ anstatt „airberlin“. Ich denke mir nicht viel dabei, beruhige mich, als mich langsam ein ungutes Gefühl beschleicht und sage mir: „Oida! Das muss bitte meiner sein!“ Ich halte meinen Boarding Pass zu diesem elektronischen Dingsda- ein rotes Licht strahlt auf. „Scheiße, das ist nicht mein Flug, oder?“ „Nein. Sie haben ein Ticket für airberlin.“ Ich glaube noch ein paar unschöne Worte dringen mir ganz unkontrolliert aus meiner Kehle, während ein Kerl, ungefähr in meinem Alter, mit demselben Ticket und einem ähnlich scharlachroten Schädel, vor mir auf und ab hüpft.  „Run.“, meine ich und wir düsen los! Es ist mittlerweile 21:23…

Wir laufen eine Treppe hoch, finden einen Monitor- unser Flug ist da nicht drauf! Ich fluche, er schaut verwirrt, irgendwelche Stewarts kommen. „Wohin müsst ihr denn?“ „Island“, bringe ich unter Keuchen hervor. Sie schauen einander an- Mann wir müssen wirklich spät dran sein- ihre Blicke sprechen für Alarmstufe rot. (Die Farbe rot zieht sich irgendwie durch die ganze Erzählung) „Dort um die Ecke links, dann mit dem Lift hoch!“ „Danke!“ Wir düsen weiter, für mehr Höflichkeiten bleibt keine Zeit! Lift gefunden, eingestiegen, Knopf gedrückt und Oben wieder ausgestiegen.

Mist! Die Tür geht nicht auf… (Nicht die vom Lift, keine Sorge) Wir sind gefangen in einem Glaskasten, können nach draußen auf die Gateschalter sehen, aber keine Menschenseele ist mehr dort… Ich finde mich damit ab, dass ich diese Nacht am Flughafen verbringen werde, fluche innerlich, führe nach Außen hin irgendeinen höflichen Small-Talk auf Englisch, finde meine Buddha-Ruhe wieder und kann plötzlich wieder klar denken. Da ist ein Knopf, auf den drückt man und dann geht das Aquarium auf. 21:27 (geschätzt). Die blaue Hoffnung (wir wollen den Farben in dieser Erzählung eine ganz besondere Rolle beimessen) ist noch nicht ganz dahin…

Schnaufend stehen wir am Schalter, ich strahle meinen Leidensgenossen an, japse: „Yeah we  made it!“ und werde prompt von meiner Traumwolke Island runtergeschupst. „Moment mal. Zuerst müssen wir schauen, ob ihr noch rein dürft.“, meint der blöde Arsch-Mann am Schalter nämlich. Ich verkneife mir jene Bezeichnung aber, sie erscheint mir kontraproduktiv. „Bitte.“, meine ich stattdessen und schaue ihn verzweifelt, hilfesuchend und, wie ich zumindest finde, sehr herzzerreißend an. „Ja gut. Es geht. Aber beeilt euch!“ Das tun wir! Wir rennen die Treppe runter, laufen den schwarzen Schlauch entlang und sitzen, zwar völlig außer Atem aber immerhin, schlussendlich auf unseren Plätzen im Flieger nach Keflavík, Island.


Orts und Zeitwechsel. Ich befinde mich nun in Reykjavík, es ist Mittwoch der 28. September und zusammen mit noch ein paar anderen Volunteers streife ich durch die Straßen Islands. Wir finden ein Resteraunt, in dem Haifischfleisch verkauft wird. „We have to try this I guess“ (oder Ähnliches) meint Eric, Freiwilliger aus Amerika. Wir gehen also in das Resteraunt und er bestellt “Shark to try” und kurz darauf bekommen wir eine kleine Tasse ausgestellt, mit 4 kaugummigroßen Stücken bestialisch stinkenden Haifischfleischs darin. Eric beginnt. Er verzieht das Gesicht zu einer fast schon unmenschlichen Grimasse, will sein Gesicht aber nicht verlieren und meint deshalb „Not too bad.“

Um es kurz zu fassen: Ich habe auch Haifischfleisch probiert und… es ist definately too bad to tryit ever again!!! Ehrlich! Irgendwie ist es ja witzig das mal probiert zu haben, aber schrecklich eklig ist es dennoch! Oh und es schmeckt übrigens wie Pisse. ^^ Und das kommt daher, dass die Wikinger früher tatsächlich auf das Fleisch gepinkelt haben und es darauf für 3 Monate in der Erde verbuddelt haben… (Heutzutage wird das anders gemacht. Hat man mir zumindest gesagt. Und ich hoffe es glauben zu können. :b)


Ein weiterer Orts und Zeitwechsel. Es ist Montag, 2.September und ich bin in einem Waldorf Kindergarten in Reykjavík. Die Kinder sind genial! Sie labern mich auf Isländisch voll und scheinen sich nicht dafür zu interessieren, dass ich kein Wort verstehe. Ich nicke ab und an, sage „jau“ und „nei“ und wenn mir das Kind besonders begeistert vorkommt, antworte ich sogar mit „frábært” (perfekt). Ich schmiere mit ihnen Butterbrote für die Nachmittagsjause und eigentlich kann nicht davon die Rede sein, dass ich Brote schmiere. Eher ist es „Butter von den Broten die die Kinder gestrichen haben- Runterholen.“ Denn die Kinder schmieren ihre Brote mit einer 5 Zentimeter hohen Butterschicht voll. :D Ansonsten wird mir von den anderen KindergärtnerInnen geholfen. Alle Menschen sind wirklich spitze in Grundastigur 12! :)

Eine meiner Aufgaben ist es auch die Kinder fürs Nach-draußen-gehen fertig zu machen und beim Anziehen helfen. Hier lerne ich Felix kennen. Felix ist 5 Jahre alt und spricht neben Isländisch auch noch Englisch und ein kleines bisschen Deutsch. Er und ich plaudern also nett, während ich ihm seine Jacke zumache. Ich erzähle ihm, dass ich einen Bruder habe, der genauso heißt wie er und plötzlich bekomme ich eine Umarmung und ein Bussi.

Jaja. (Sagt man in Island übrigens auch). Das war’s auch schon fürs Erste. Ich hatte nicht wirklich Lust einen Bericht zu schreiben, aber berichten wollt ich dennoch was. Also hab ich einfach eine Erlebniserzählung daraus gemacht. Nur kurz noch: Ich hab schon meine ersten Nordlichter gesehen! :O
So: Ich hab euch lieb liebe Leute, bis Weihnachten und Bussi,

Sofia.